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7.12.2018

St.Nikolai Kirche Elmshorn

West Of Eden

Selbst eine Kirchenmaus hätte es schwer gehabt, einen Platz in der vollbesetzten Kirche zu finden!

                                                                                                                                       Foto: U.Marek

Vielen Dank an Michael Spies für den ausführlichen Bericht!

HEIMSPIEL

 

Für West of Eden, eine aus sechs Musikern bestehende schwedische Folkband, wird die St. Nikolai-Kirche in Elmshorn langsam aber sicher zum 2. Wohnzimmer.

 

Nach ihrem ersten Auftritt im November 2017 spielten sie heute vor 500 begeisterten Zuschauern im Rahmen von Lottes Musiknacht zum diejährigen Weihnachtskonzert auf.

 

Als kreativer Kopf der Gruppe ist das Ehepaar Jenny (Akkordeon, Flöte, Gesang) und Martin Schaub (Gitarre, Klavier, Gesang) für die meisten Lieder der Band verantwortlich. Beide Schaubs haben irische Musik studiert und innerhalb der letzten 20 Jahre viele einfühlsame Songs zum Beispiel über Menschen, die ihr Glück in der Fremde suchen und die damit verbundenen Heimwehgefühle, geschrieben. Den Sound der Band könnte man am besten als Celtic-Folk bezeichnen. Einen entscheidenden Beitrag zu diesem Eindruck tragen das gefühlvolle Fiddelspiel von Lars Bromann und Jennys dynamisches Akkordeonspiel bei.

 

Wie es sich für ein Weihnachtskonzert gehört, wurden Lieder mit Bezug zum Weihnachtsfest gespielt, allerdings überwiegend Carols aus England, Schottland und Irland. West of Eden nahm uns mit auf eine bunte, abwechslungsreiche und oft auch skurile Reise durch ihr Weihnachtswunderland. Eine Geschichte handelte von einem Zaunkönig, der sie sich im Dornbusch verfangen hatte, dem die Federn ausrupft wurden ("The wren in the furze"). Eine andere von einem Hund, der ein Kilo Marzipan aus der Küche gemopst und gefressen hatte, aber zum Glück überlebte ( "Isak"). Eine weitere von einem Jungen, der mit einem Schneemann davonfliegt ("Walking air"), bis hin zu einem Song über mit Bier um sich werfende, grölende irische Weihnachtsmänner ("Killarney").

 

Aus dem Fundus des Liedgutsammlers Cecil Sharp, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts Gründungsvater des englischen Folkrevivals war, wurde der Neujahrgruß "Awake, awake" verschickt. Englische und irische Traditionals ("Ships" und "The Wexford Carol") standen neben guten Coverversionen von Kate Rusby ("The holy and the ivy") und Shawn Colvin (" A little road to Bethlehem").

Bei dem Lied "Ragpickers" sang zur Abwechlung einmal der Gitarrist Henning Semhede.

 

Zweimal wurde das Publikum zum Mitmachen aufgefordert ("Deck" und "Twelve Days of Christmas"). Wer den familieninternen Wettbewerb um das beste eigenkomponierte Weihnachtslied gewann, konnte wegen des ebenbürtigen Beifalls des Elmshorner Publikums nicht klar entschieden werden. Im Rennen um die erste Weihnachtssingle von West of Eden hatte sich allerdings "And then snow fell" von Jenny gegen Martins "This Christmas will be better" durchgesetzt.

 

Mit "Good King Wenceslas" ging dann leider auch viel zu schnell der 2. Set zu Ende.

 

Die weihnachtliche Stimmung in der liebevoll dekorierten Kirche trug neben dem wunderbaren Zusammenspiel der Musiker dazu bei, dass es ein rundum gelungener Abend wurde.

Nach einem augenzwinkernden Hinweis von Martin, dass es am CD-Stand auch Regenschirme gäbe, kam die Band für eine letzte Zugabe noch einmal zurück.

 

Nach dem Verlassen der Kirche stellten wir dann ernüchtert fest:

 

Wo bleibt der Schnee?

 

Michael Spies